Noah Klieger zu Gast in der Fritz Karsen Schule mit den Falken Neukölln

30.03.2013: Noah Klieger ist ein rastloser Reisender. Seine Lebensgeschichte ist unfassbar und er erzählt sie überall. Viele konnten nie darüber reden. Er tut es seit seiner Befreiung. Als 15-Jähriger schloss er sich während des Zweiten Weltkriegs einer jüdischen Untergrundorganisation an, die in Verbindung mit der französischen Résistance rund 300 jüdische Kinder und Jugendliche in die Schweiz schmuggeln konnte.


Mit 16 wurde er in das Vernichtungslager Auschwitz gebracht. Er überlebte dort zwei Jahre. Zwei Jahre an einem Ort, wo die Lebenserwartung normalerweise für nicht länger als drei Monate von den Nazis geplant war. Er kam mit Todestransporten nach Dora-Mittelbau und später nach Ravensbrück, wo er von der Roten Armee befreit wurde. Er selbst sieht diese Tatsache als Aufgabe die er erhalten hat um zu erzählen. Und zwar vor allem jungen Menschen in Deutschland dessen Schuld es nicht ist, was passiert ist, die aber Verantwortung tragen dafür, dass es nie wieder passiert.
1947 gehörte er zu den rund 4.500 jüdischen Überlebenden, die auf dem von der zionistischen Untergrundorganisation „Haganah“ gekauften Schiff, bekannt unter dem Namen „Exodus“, von Frankreich nach Palästina gelangen wollten. Die Briten waren zu dieser Zeit Mandatsmacht und hatten die Einwanderungszahlen stark begrenzt. Sie hinderten die Flüchtlinge an Land zu gelangen. Wochenlang wurden sie festgehalten und letztendlich nach Hamburg geschickt und dort interniert. Noah schaffte mit anderen Flüchtlingen trotzdem die Flucht nach Israel.
Seinen Vater und seine Mutter, die ebenfalls nach Auschwitz kamen traf er wie immer in seinem Leben, durch Zufall in einer Straßenbahn in Brüssel wieder. Noahs Familie ist die einzige, die, bis auf sein Bruder, der in Englang lebte, als jüdische Familie das Vernichtungslager Auschwitz überlebte. Seit seiner Flucht nach Israel lebt er dort als inzwischen dienstältester Journalist Israels – wahrscheinlich sogar der Welt wie er selbst vermutet.
Er möchte auf jeden Fall, für die, die nicht davon gehört haben noch kurz eine kleine Geschichte erzählen, die unserer Schule passiert ist und die Noahs Einsatz noch einmal um so deutlicher macht:
Wir waren vor 4 Jahren mit SchülerInnen der FKS in Israel. Herr Giese begleitete uns ebenfalls. An unserem letzten Tag hatten wir eine Verabredung mit Noah. Aus welchen Gründen auch immer war eine Kommunikationslücke entstanden. Ich machte mir sorgen, rief ihn an und fragte wo er sei. Der Termin war nicht eingeplant, Noah hatte schon andere Pläne. Wir verabschiedeten uns in der Hoffnung, das nächste mal klappt es. Zehn Minuten später rief er mich an, er fährt jetzt los aus Jerusalem nach Tel Aviv. Wir sollen warten. Er hatte seinen Termin abgesagt. Seine Worte waren: „Wenn ihr da seid, dann muss ich kommen und erzählen!“ Es war ein guter Termin und ein wichtiger Termin – So ähnlich verhält es sich mit heute. Danke Noah für Dein Engagement, danke, dass zu nicht aufhörst zu erzählen.